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Wie erstellt man gute Infografiken? Tipps und Tricks

Klar, informativ und ansprechend: Die richtigen Kriterien für herausragende Infografiken bieten nicht nur wertvollen Mehrwert, sondern auch mehr Reichweite.

Infografiken sind zurzeit der große Hype. Wo man hinschaut: Infografiken. In Zeitungen, im Fernsehen, im Web. Mal statisch, mal animiert und immer öfter interaktiv. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Infografiken so inflationär erhöht, dass manche Kritiker behaupten, der Zenit der Infografik sei schon längst überschritten. Es gibt immer mehr Blogger und Web-Portale, die sich über die teils schlecht umgesetzten Infografiken lustig machen.

Trotzdem sind Infografiken ein Contentformat, das bleiben wird – allein deshalb, weil seriöse Medien wie das Handelsblatt oder die Deutsche Presse Agentur (dpa) aus guten Gründen auf dieses Format schwören: Infografiken sind in Zeiten der geringen Aufmerksamkeitsspanne der ideale Weg, Inhalte prägnant und attraktiv zu visualisieren und damit zu vermitteln. Es kommt im Content Marketing weniger darauf an, welches Medium zur Gewinnung von Traffic eingesetzt wird, sondern vielmehr, wie man das Medium ausgestaltet.

Infografik Beispiel Content Marketing
Selbstironische Infografik (Quelle: savedelete)

1. Was sind Infografiken?

Infografiken dienen der Visualisierung von Sachverhalten und Zusammenhängen.

Gute Infografiken..

  • sind originell in der Themenwahl und Visualisierung.
  • basieren auf hervorragend recherchierte Fakten, die in ihrer Zusammenstellung eine einzigartige Aussage vermitteln.
  • haben solide Quellen, die einer redaktionellen Prüfung standhalten und angegeben werden.
  • erzählen eine Geschichte: Besonders in den Social Media sollte eine Infografik positive Emotionen durch Humor, Überraschung oder Stolz oder aktive negative Gefühle wie Wut oder Angst (nicht Betroffenheit und Trauer) vermitteln.

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2. Wie setzt man Infografiken im Marketing ein?

2.1 Welche Vorteile haben Infografiken?

Gute Infografiken sind einigermaßen zeit- und kostenaufwendig, bieten aber dafür unschlagbare Vorteile im Marketing:

  • Infografiken eignen sich insbesondere durch den Einsatz eines speziellen Einbindungscodes hervorragend für off-page SEO. Häufig wird aber auch ohne Einbindungscode die Quelle der Infografik im Erklärtext zur Infografik verlinkt.
  • Wenn sie proaktiv auf Websites und Social Media Kanälen verbreitet werden, sind Infografiken immer noch ein Traffic-Booster für Website und/oder Blog.
  • Sie können mehrfach eingesetzt werden, zum Beispiel auf der Website, auf Flyern, Pressemitteilungen oder für das Seeding auf anderen Portalen.

2.2 Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es?

Aber über den SEO- und Traffic-Nutzen hinaus gibt es noch weitere wichtige Einsatzmöglichkeiten für Infografiken:

  • Gut recherchierte und ansprechend visualisierte Infografiken erzeugen Brandawareness und Reputation bei einer vordefinierten Zielgruppe. Die Kompetenz eines Unternehmens wird anhand der Visualisierung erfahrbar und gewinnt eine andere Dimension als durch einen einfachen Slogan oder Claim.
  • Komplexe Fakten und Zusammenhänge werden grafisch visualisiert leichter verständlich als allein per Text, hier kann man Studien fokussiert zusammenfassen oder komplizierte Dienstleistungen klar vermitteln.
  • Texte sind in Kombination mit Bildern leichter in Erinnerung zu behalten als ein reiner Text, so kann man Inhalte aufwerten und die Conversionrate steigern.
  • Infografiken können Inhalte emotional aufladen und User damit motivieren und inspirieren, damit eignen sie sich auch hervorragend als Social Recruiting Tool

Visulaisierungsmöglichkeiten:

  • Diagramme eigenen sich gut, um üppiges Datenmaterial zu verarbeiten.
  • Bei Prozessen musst du je noch Kontext entscheiden, ob Details wichtig sind oder einzelnen Teilschritten reichen.
  • Orte lassen sich in einer Karte verorten.
  • Zeitliche Abläufe stellt du in einer Zeitleiste dar.
  • Über Beschriftungen und Schaubilder visualisierst du Sachverhalte.
  • Diagrammen oder Hierarchien helfen dir beim Veranschaulichen von Zusammenhängen zwischen Objekten.

3. Welche Arten von Infografiken gibt es? 

Erfolgreiche Beispiele der unterschiedlichen Infografiktypen

Nicht nur statistisch erhobene Daten können in Infografiken visualisiert werden, sondern vieles mehr:

3.1 Räumliche Gegebenheiten oder Zusammenhänge: Karten

Die Kartensammlung “Hauskauf-Schnäppchen in deutschen Metropol-Regionen” von Immobilienscout24 visualisiert, wo man im Umland von Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt günstig Grundstücke und Immobilien kaufen kann. Diese Informationen nicht in einer Karte, sondern als teilbare Grafik für unterschiedliche Regionen darzustellen, ist im Sinne des Seedings extrem klug, denn so multiplizieren sich die Verbreitungsmöglichkeiten in den einzelnen Metropolenregionen.

Infografik Beispiel Marketing
Faktenbasiertes Beispiel einer Infografik. Hier zum Thema Hauskauf (Quelle: immobilienscout24).

3.2 Zeitliche Gegebenheiten oder Beziehungen: Timelines

Anlässlich des Todes von Steve Jobs hat die britische Online-Marketing Agentur Fluid Creativity das Leben und Werk des Apple-Gründers in einer Zeitschiene dokumentiert. Die erstellte Infografik rief zum Erinnern an einen außergewöhnlichen Menschen auf und wurde besonders häufig geteilt. Die Verknüpfung mit einem aktuellen Thema funktioniert in der Verbreitung sehr gut.

Infografik Content Marketing
Infografik zeigt die chronologische Entwicklung der Firma Apple (Quelle: fluidcreativity).

3.3 Quantitative und qualitative Verhältnisse: Aufzählungen/Listen

Die Immobilienplattform Immonet verknüpft Fakten und Informationen für Wohnungssuchende mit ein wenig Städte-Patriotismus und weckt so Sympathien von Hamburgern auf Social Media Portalen und Portalen aus der Stadt. Wie bei dem Hamburger Beispiel gut zu sehen ist, brauchen Listen einen guten Teaser, der neugierig macht. Dabei funktioniert Humor häufig sehr gut. Sie lassen sich flexibel modulieren und erlauben dabei unterschiedliche Facetten von Storys in ihrem Design auszuarbeiten.

Infografik Hamburg Beispiel3.4 Argumentationsketten und Theorie-Abrisse: Flussdiagramme

Die geistreiche Infografik des Autors und Dating-Experten Ali Binazir zeigt, dass unsere Existenz im Grunde ein riesengroßer Zufall ist. Sie hat einem hintersinnigen und überraschenden Gedanken, der zur Diskussion anregt. Das Flussdiagramm entwickelt eine Story und zieht das Auge optimal in die Infografik hinein.

Infografik intreressant Social
Smarte Infografik zur Wahrscheinlichkeit geboren zu werden (Quelle: visual).

 

3.5 Vergleiche, Gegenüberstellungen und Typisierungen: Tabellen

Das Erstellen von Gegenüberstellungen und Vergleichen funktionieren gut, weil sie durch den Kontrast eine gewisse Neugier erwecken und – wie im Beispiel der American Heart Association – visuell klar dargestellt werden können, das freut das Auge.

American Heart Association Infografik
Hier eine textlastige Infografik. Eine visuelle Gegenüberstellung steigert die Übersichtlichkeit (Quelle: heart.org).

3.6 Besonders komplexe Inhalte: Interaktive Infografiken

Interaktive Grafiken enthalten zusätzlich Verlinkungen, Animationen oder Videostreams, die sich beim Darüberfahren mit der Maus abrufen lassen. Sie sind besonders ästhetisch und vereinfachen die Vermittlung besonders komplexer Inhalte. Zudem laden sie durch den Animationseffekt ein, sich durch alle Inhalte durch zu klicken. Allerdings haben sie häufig kein gutes Preis-Leistungsverhältnis, weil eine statische Grafik ebenso erfolgreich sein kann, jedoch weitaus weniger Budget erfordert.

 

Infografik The Evolution of the Web

4. Die Infografik wurde erstellt. Was jetzt? Professionelle Seeding Tricks

Beim Seeding sollte man darauf achten, die Infografik möglichst auf eine nicht kommerzielle Seite, wie den Unternehmens-Blog oder eine speziell gestaltete Content-Seite zu stellen, denn Multiplikatoren reagieren gereizt, wenn sie eine offene Werbeintention hinter der Grafik entdecken.

Blogger und Journalisten werden häufig mit Anfragen bombardiert, die überhaupt nicht relevant für ihr Themengebiet sind. So wird eine Journalistin aus Berlin wegen einer Infografik über Köln angeschrieben oder ein Techblogger zu einem Fashionthema. Außerdem merken Multiplikatoren sofort, wenn sie ein Massenanschreiben erhalten. Die Ansprechpartner sind dabei nicht wie früher die Webmaster, sondern häufig Fachjournalisten oder einer von mehreren Bloggern eines Themenportals, der in der Vergangenheit zu ähnlichen Themen schon Artikel publiziert hat. Hier sollte man ganz individuelle Anknüpfungspunkte suchen.

Für ein optimales Seeding ist es sinnvoll, direkt zum Telefonhörer zu greifen und potenzielle Multiplikatoren anzusprechen. Hand auf’s Herz: Meist sind E-Mails doch eher eine Alibi-Aktion, um sich den Anruf zu sparen. Im direkten Gespräch kann das Thema schnell skizziert und die sachlichen Anknüpfungspunkte zu den Themen des Multiplikators benannt werden. Ist dieser interessiert, dann kann man die Infografik per Mail versenden.

Nur wenn der Ansprechpartner telefonisch absolut nicht zu erreichen ist, macht eine sehr persönlich und individuell verfasste Email Sinn. Doch auch mit einer Zusage am Telefon ist das Ziel oft noch nicht erreicht. Häufig ist es notwendig, von Woche zu Woche oder Monat zu Monat hinter dem Multiplikator her zu telefonieren und Nachfassmails zu schreiben, damit die versprochene Veröffentlichung erfolgt.

Doch die Mühe lohnt sich: Wenn es dann endlich klappt, kann ein Artikel oder Blogpost die Veröffentlichungsrate der Infografik um ein Vielfaches steigern.

5. Die Learnings: Infografiken im Überblick

  • Wie steigert man die Performance von Infografiken? Die Botschaft der Infografik muss schon im Titel auftauchen.
    • Der Titel ist entscheidend dafür, ob die potenziellen Leser die Infografik überhaupt ansehen.
    • Der Titel muss möglichst kurz und aufschlussreich sein und kann sogar ein bisschen provokant formuliert werden.
  • Die Inhalte müssen möglichst reduziert und so gegliedert sein, dass sich eine logische, schlüssige Struktur ergibt.
    • Ein Ziel von Infografiken ist ja, Komplexes leichter verständlich und wahrnehmbar zu kommunizieren.
    • Dieses Ziel sollte nicht durch eine verwirrende Gestaltung verfehlt werden.
  • Die grafische Darstellung sollte mit einem Blick erfassbar sein.
    • Erfahrene Content-Spezialisten achten deshalb auf eine übersichtliche und logische grafische Umsetzung und reduzieren sich bei der Erstellung auf einen bestimmten Stil, eine Farbwelt und einige wenige Schriftarten.
    • Dabei kann das eigene Corporate Design miteinbezogen werden.
  • Die gesamte Grafik muss selbsterklärend sein.
    • Je öfter sie im Netz geteilt wird, desto mehr wird sie aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen.
    • Deshalb nützt es nichts, wenn ergänzender Text notwendig ist, um die Aussagen der Grafik zu verstehen.
  • Daten sollten stimmen und möglichst langfristig gültig sein.
    • Da in unserer schnelllebigen Zeit nichts älter ist als die Daten von gestern, haben Infografiken zu sehr aktuellen Daten oft nur eine kurze Lebensdauer.
  • Im Design sollten Grafik- und Textelemente in einer guten Balance zu einander stehen.
    • Es lohnt sich, ein wenig Zeit in kurze, prägnante Texte zu investieren, die auf wenig Raum möglichst viel aussagen.
  • Abmessungen und Format bedenken.
    • Infografiken werden von verschiedenen Geräten aus angesehen.
    • Deshalb sollten die Abmessungen stimmen und auch für mobile Geräte angepasst werden.
  • Wie findet man gute Themen für eine Infografik, die im Seeding erfolgreich ist.
    • Wie für jeden guten Content im Corporate Publishing gilt auch für Infografiken: Bei der Themenfindung sollte man nicht 1:1 von den eigenen Unternehmensinteressen ausgehen, sondern sich an spannenden Themen für die Seeding-Zielgruppe orientieren.
    • Und die Zielgruppe sind dabei nicht primär die Käufer des Produktes, sondern Fachjournalisten, Blogger und andere Mutliplikatoren.
    • Die inhaltlichen Interessen und Bedürfnisse dieser Zielgruppe sollten bei erfolgreichen Infografiken von Anfang an in die Erstellung mit einfließen.

Bei der Themenfindung kann man Neuigkeiten und Informationen aufgreifen, die aktuell relevant sind. Dazu lohnt es sich, durch die Blogs der jeweiligen Materie zu stöbern. Hier finden sich gute Themen, die vielleicht schon ausführlich behandelt worden sind, aber noch nicht grafisch dargestellt wurden. Aktuelle Trends kann man mit Google Trends oder Social-Media-Analyse-Features wie Google Plus Trends, Lokale Twitter Trends aufstöbern und Ereignis Kalender liefern Anlässe aus dem aktuellen Zeitgeschehen.

Diese Themen kann man dann mit Keywordrecherchen vertiefen. Das Google Keyword Tool oder Ubersuggest liefern Inspirationen für gefragte Themen rund um einen bestimmten Suchbegriff. Echte Trendsetter beschreiten allerdings lieber neue Wege und recherchieren selbst ein Thema, zu dem es noch keine Informationen gibt.

Das Beispiel der Infografik über die Wahrscheinlichkeit geboren zu werden zeigt, dass es sich lohnt, auch mal um die Ecke zu denken und überraschende Informationen zutage zu fördern.

Kriterien für die Ideenentwicklung sind:

  • eine Infografik sollte eine spannende Geschichte erzählen und nicht werblich wirken (es geht nicht darum ein Produkt zu verkaufen).
  • die Infografik darf nicht zu speziell sein, weil sie sonst eine zu kleine Zielgruppe anspricht und nicht zu allgemein, weil sie dann keinen Informationsnutzen bietet.
  • man sollte die Informationen mit kurzen Texten und vielen Grafiken kommunizieren können, alles was zu erklärungsbedürftig ist, funktioniert nicht.
  • Positive Themen (Überraschung, Humor) lassen sich generell besser seeden als negative Themen
  • Kontroverse Themen, die Angst und Wut hervorrufen lassen sich besser seeden als Themen, die eher Ernüchterung und Betroffenheit erzeugen.
  • die Information muss einen möglichst konkreten Nutzen vermitteln, z.B. in welchen Regionen kann ich die besten Hauskaufschnäppchen finden?

Fionn Kientzler

Fionn Kientzler

Managing Partner

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