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re:publica 2017 Highlights: Diese drei Trends haben uns beeindruckt

Wir waren auf der re:publica 2017 und sind mit vielen Impulsen für unsere eigene Arbeit zurück gekehrt. Wir haben unsere Highlights zusammengefasst.

Die re:publica zählt zu den weltweit wichtigsten Konferenzen, die sich mit den Themen digitale Gesellschaft und Kultur auseinandersetzen. 950 Speaker aus 60 Ländern diskutieren unter dem Motto „Love Out Loud“ drei Tage lang mit den Besuchern über aktuelle Webtrends. Stilistisch präsentiert sich die re:publica 2017 als jung und modern: Abseits von sterilen Messehallen arbeiten die Organisatoren mit farbenfrohen Schildern, vielen Social-Media-reifen Sprüchen und einem kleinen Hauch von DIY-Charme. Dabei ist der Spruch „Love out Loud“ überall zu lesen. Das Motto rückt Initiativen in den Vordergrund, die sich gegen Hass im Internet positionieren und für Diversität kämpfen. Trotz einer immer wiederkehrenden Kritik an aktuellen Entwicklungen schwebt aber eine positive Sicht auf die Zukunft über der re:publica 2017, es soll etwas verändert werden.
Wie kommen wir aus unserer Filterblase heraus? Wie wird über Geflüchtete berichtet und was macht das mit den Konsumenten? Wie kann gegen Fake News vorgegangen werden? Welche digitalen Rechte habe ich und warum haben wir Angst vor Algorithmen? 8.000 Besucher der Messe haben sich dem positiven Tenor „Liebe zu verbreiten“ hingegeben und diese Themen diskutiert. Zwar herrscht deshalb noch lange keine Einigkeit über Lösungen, dennoch nehmen wir ein positives Gefühl mit – mag sein, dass uns das „nur“ durch die Filterblase der re:publica übermittelt wurde. Drei Trends waren dabei für uns besonders prägnant – wir haben unsere re:publica 2017 Highlights zusammengefasst.

  1.    Podcasts – vielversprechendes Content-Format

In einem Vortrag von Vincent Kittmann, Mitarbeiter von Online Marketing Rockstars, wurde über die Vermarktung und die Potentiale von Podcasts diskutiert. Die deutsche Podcast-Landschaft hat bisher vor allem zwei Stars: Jan Böhmermann und Olli Schulz. Mit ihren Sendungen “Sanft und Sorgfältig” sowie “Fest und Flauschig” manifestieren sie sich klar als die bekannteste und relevanteste Podcast-Show in Deutschland. Dank etwa 300.000 Hörern pro Folge haben sie schon jetzt eine große Reichweite, die exklusiv über Spotify zu hören ist. Eine eigene Strategie, um das Format zu monetarisieren, hat Spotify aber noch nicht. Im Gegensatz zu iTunes werden Spotify-User beispielsweise nicht durch Push-Nachrichten oder andere Mitteilungen informiert, wenn eine neue Folge einer Serie erscheint, was aus User-Sicht zu optimieren wäre. Wirft man einen Blick auf die US-amerikanische Podcast-Landschaft, zeigt sich laut Studien des Pew-Forschungszentrums und des Marktforschungsinstituts Edison Research schnell, dass ein eindeutiger Aufwärtstrend dominiert.
Während sich der Podcast-Konsum 2008 noch auf unter vier Millionen Stunden belief, waren es 2016 schon zehn Millionen Stunden, für 2020 sind 15 Millionen Stunden prognostiziert. Dementsprechend steigt auch das investierte Marketingbudget: Dieses Jahr fließen in den USA 200 Millionen Dollar in die Werbung via Podcasts, 2020 sollen es schon knapp 400 Millionen Dollar sein. Eine erstaunliche Zahl präsentiert emarketer.com: 45 Prozent der Hörer von Podcast-Werbung in den USA besuchen die Webseite der beworbenen Marke. Eine Zahl, die erstaunt und mit Vorsicht zu genießen ist, da sich dies nicht eins-zu-eins auf den deutschen Markt übertragen lässt, aber dennoch klar zu erkennen gibt: In dem Content-Format der Podcasts schlummern Potenziale, die – zumindest in Deutschland – noch nicht voll ausgeschöpft wurden.

  1.    Virtual Reality – näher rückende Zukunft

Nicht allzu ferne Zukunftsmusik scheint Virtual Reality nach einem Besuch der re:publica zu sein. Mehrere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten präsentieren ihre Arbeit in der neuen Erlebniswelt. Die Besucher konnten sich beispielsweise in einem zehnminütigen Video mitten in einen Gladiatorenkampf im Kolosseum begeben und dabei ihre Umgebung erkunden. Die Produktion des Videos hat laut dem ZDF zwei Monate gedauert, die Kosten wurden uns nicht verraten. Ebenso gab es die Möglichkeit, in der Virtuellen Realität einen Aufzug auf das Dach eines Hochhauses zu nehmen, anschließend über ein wackeliges Holzbrett zu laufen und am Ende in den Abgrund zu springen. Was für uns besonders beeindruckend war, ist die Art und Weise wie sich unsere Sinne in einer unbekannten Welt gegen den vermeintlich starken Rationalismus durchsetzen konnten.
Schon vorher konnten wir beobachten, wie die Besucher in der Realität über ein einfaches Holzbrett auf einem Teppich laufen und der Sprung in den vermeintlichen Abgrund nur einige Millimeter tief war. Dennoch sind viele nicht gesprungen. Die Sinne scheinen vollkommen überfordert mit der Höhe und dem, was von ihnen abverlangt wird: Ein falscher Schritt und wir fallen. Es ist eindrucksvoll, abstrakt und real zugleich, wie sich unsere Sinne bei vollem Bewusstsein täuschen lassen. Die Frage des Storytellings dominiert momentan noch in der Produktion: Im Film hat der Zuschauer einen Standpunkt von dem er die Umgebung erkunden kann, sodass Horror und Dokumentation die geeigneten Formate zu sein scheinen, Actionfilme hingegen aufgrund der Geschwindigkeit weniger.

  1.    Arbeit 4.0 – Die Gegenwart und Zukunft unserer Arbeitswelt

Technologischer Fortschritt darf nicht gestoppt werden, da sind sich die re:publicaner einig. Nun müssen aber Möglichkeiten und Wege gefunden werden, diesen Fortschritt einzusetzen und sinnvoll in den Alltag zu integrieren. Die Herausforderung, die die Digitalisierung mit sich bringt, wurde vor allem im Zusammenhang der daraus entstehenden Arbeitswelt, der sogenannten “Arbeit 4.0” diskutiert. Andreas Dewes, Gründer von 7scientist und Annette Mühlberg von ver.di haben einen Workshop zu eben dieser Frage veranstaltet. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat einen kleinen Roboter ausgestellt und die Bundesarbeits- und sozialministerin Andrea Nahles hat Fragen zum Thema beantwortet: Sind Algorithmen Helfer oder unser Chef? Kontrollieren, überwachen oder unterstützen sie Mitarbeitern bei ihrem Job? Das Thema polarisiert.
Einige haben Angst vor dem Ungewissen und befürchten Arbeitslosigkeit, die anderen sehen darin Chancen und schätzen das neue Lebensgefühl. In Phasen des Umbruchs hilft es häufig, einen Blick zurück zu werfen. Vor Arbeit 4.0 gab es, wie der Name schon verrät, auch Vorgänger, genauso wird es in Zukunft vermutlich Nachfolger geben. In jeder Phase des Umbruchs schwingt eine Unsicherheit mit, die genauso auch vor der Industrialisierung, der Massenproduktion sowie der sozialen Marktwirtschaft existiert hat. Zweifelsohne werden aktuell die Maschinen immer “intelligenter”, dennoch werden die Menschen Wege finden, Arbeitsplätze zu schaffen oder völlig neue Formen des Arbeitens zu entwickeln.


Fionn Kientzler

Fionn Kientzler

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